Kunstschmied und Metallgestalter

Die Dorfschmiede Blankenfelde (südlich von Berlin)


Ansicht 1932


Aktivitäten der „Arbeitsgruppe Dorfschmiede“
Mitte der 1980er Jahre


Aktivitäten der „Arbeitsgruppe Dorfschmiede“
Mitte der 1980er Jahre


Zustand 1984/85


Innenansicht 2001


Ansicht 2006


Kuhkonzert 2010


Adventstreffen 2012

„Auf dem Blankenfelder Dorfanger steht die kleine Schmiede, die hoch betagt ist und aussieht, als sei sie etwas in den Boden eingesunken.“

Erbaut wurde die Dorfschmiede vermutlich um ca. 1540 (nicht urkundlich belegt). Diese Schmiede ist das älteste Gebäude nach der Kirche. Als Standort der Schmiede wurde die Dorfstraße direkt am Eingang des Dorfes Blanken­felde gewählt, die als Überland­straße von Lucken­walde nach Berlin führte.

In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges erkannte ein gewiefter Schmied sehr bald, daß es dort Arbeit gab, denn immer mehr Menschen flohen vor den Kriegsgreueln und machten in Blankenfelde Halt. Der Schmied beschlug die Pferde, reparierte die Geschirre und errichtete folglich hier seine Werkstatt. Doch kaum war die Schmiede fertig, gab es Schwierigkeiten mit dem Gutsbesitzer, der die Schmiede in seinem Besitz wissen wollte und so mußte der Schmied auch Arbeiten für das Gut durchführen. Diese Streitigkeiten flammten über viele Jahrzehnte immer wieder auf.

Am Ende des 18. Jahrhunderts übernahm die Schmiede ein Meister namens Lüdichen. Um 1800 pflanzte er einige kleine Bäume auf der Südseite seiner Schmiede, die einmal seine Wirkungs­stätte beschatten sollten. Die Schmiede­gesellen achteten nicht darauf und gossen heißes Wasser, das vorher zum Abkühlen der Wagen­räder diente, auf die Bäume, so daß sie eingingen. Daraufhin pflanzte der nach­folgende Meister Gossow Neue, und diese stehen noch heute.

Der Schmiedemeister Gossow schaffte neue Maschinen an und nahm kleine Veränderungen vor. Die Tür an der östlichen Seite wurde zugemauert und kam an die Südseite. Kurz darauf baute der Meister den hölzernen Vorbau, unter dem die Pferde beschlagen wurden. Herr Lehne, der Schwiegersohn von Meister Gossow hat noch einen Raum jenseits der Dorfstraße eingerichtet, um dort Schweißapparate und andere wichtige Maschinen unterzubringen. Durch den Einzug der Technik entstand „eine moderne Schmiede im alten Gewand“.

Die Schmiede wurde durch die Regierung der Deutschen Demokra­tischen Republik unter Denkmalschutz gestellt. Bis in die 1960iger Jahre wurde hier gearbeitet, danach stand der Betrieb still und das Gebäude verfiel dermaßen, daß Ende der 1970er Jahre der Abriß zur Diskussion stand. Doch dazu kam es Dank erfolgreicher Proteste nicht. 1984 ergriff die „Arbeitsgruppe Dorf­schmiede“ die Initiative zur Rettung des Gebäudes. Der Arbeitsgruppe gehörten an: Jochen Dittmann, Hartmut Quappe, Bernd Unger, Renate und Hartmut Kroll, Ursula Schmenger und viele andere Engagierte. In zahlreichen Arbeitsstunden gelang es, den Dachstuhl in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Denkmalpflege Potsdam wurde das Mauerwerk mit originalgetreuen Materialien teilweise rekonstruiert. Doch unüberwindliche Schwierigkeiten, die in Materialengpässen und denkmalpflegerischen Auflagen bestanden, ließen das eigentliche Vorhaben, eine Heimatstube zu schaffen, schließlich scheitern. So wurde das mühsam erreichte Werk dem Verfall erneut preisgegeben.

Im Winter 1995/96 ließ die Gemeinde Blanken­felde eine umfassende Restau­rierung des verfallenen Gebäudes durch­führen, nachdem das Land Brandenburg Förder­mittel zur Verfügung stellte. Die Schmiede wurde original­getreu rekonstruiert und saniert. Die Instand­setzung fand mit der Außen­gestaltung im Sommer 1996 ihren Abschluß.

Seit dem 1. Juli 1997 steht die Schmiede für Besucher wieder offen.

Am 1. Mai 1998 wurde der Schmiede­betrieb wieder eröffnet. Der Schmied Werner Mohrmann-Dressel hat die Schmiede aufs Neue zur Funktions­tüchtigkeit erweckt und nutzt sie als Schmiedeatelier. Hier entstehen zeitgenössische Objekte, Skulpturen, aber auch Gebrauchsgeräte und vieles andere mehr, mit traditionellen und modernen Techniken. Es finden Schülerprojekte und Workshops für Interessierte statt.

Besucher können das Schmiede­treiben in der Regel dienstags bis freitags und an jedem ersten Samstag im Monat erleben. Abweichungen sind von Wetter und Arbeits­aufkommen abhängig. Traditionell lädt der Schmied am Pfingst­montag zum „Kuhkonzert“ und am 2. Advent zum Advents­treffen ein.

In Einzelheiten sind die Geschichts­daten der Dorf­schmiede nicht mehr nachweis­bar, da die Unterlagen, die zuvor von Generation zu Generation weiter­gereicht wurden, dem letzten Besitzer der Schmiede, Meister Lehne, in den letzten Monaten des zweiten Welt­krieges abhanden gekommen sind. Sie gelten seitdem als verschollen.

Die Geschichte der Dorfschmiede entstammt folgenden Quellen: Schulaufsatz „Die Blankenfelder Schmiede“ von Th. Kuschel, 1956, M. Schultz, „Auf den Spuren der Blankenfelder Dorfschmiede“, Heimatjahrbuch Teltow-Fläming, 1998